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  • Jahresplan 2024
    Stand 21.12.2023
  • Das 32. Höhlerfest vom 6. bis 8. Oktober 2023  erfolgreich abgeschlossen. Das Bändchenkonzept wurde weitergeführt, ist aber besser u vermarkten. Losverkauf und Umzug positiv abgeschlossen und über 800 Personen die nichtöffentlichen Höhler nähergebracht. Ein großes Dankeschön an alle aktiven Höhlervereinsmitglieder.
  • Die 11. Höhlerbiennale vom 21.07.-13.10.2023 erfolgreich mit 4600 Besuchern abgeschlossen! Der Installationskunstpreis geht an Claudia Katrin Leyh "Die Geister, die wir riefen", der Sonderpreis an Tina Schwichtenberg "Lampedusa" und der Publikumspreis an Karsten Kunert "Die verlorenen Seelen unter der Stadt"   s.a. https://www.hoehlerbiennale.de
  • Exkursion am 3. 6. 2023 nach Kamsdorf!! Eine gelungene Veranstaltung mit mehr Teilnehmern als erwartet. Dank an den Organisator Heinz Kopp!
  • Unsere Jahreshauptversammlung fand am 28.06.2023  unter den Museumsstuben statt. Es konnte insgesamt eine positive Bilanz gezogen werden. Nachwuchs ist aber dringend nötig.
  • Die 2022 realisierte Klanginstallation war ein großer Erfolg. Dank an den Organisator, Herrn Schnöke! Sein Filmschnitt als Erinnerung.https://youtu.be/5_PCNEL3I0I
  • Link: 9. Höhlerbiennale - ein virtueller Rundgang, (der 9. Biennale) 
  • Der Höhlerverein ist um eine Attraktion reicher. Eine Vitrine mit den "Geraer Biermenschen", die sich von den Corryllis-Zwergen abspalteten und wohl mit für die Entwicklung der Höhler sorgten. Unser Dank gilt Herrn Hubert Zimmer für sein volkskünstlerisches Schaffen. Die Biermännchen und die Geraer Höhler. Ein aufwändiges Stück Volkskunst von Hubert Zimmer.

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Gestern - Heute

1. Die Entstehung und Nutzung

Zu den besonderen Sehenswürdigkeiten unserer Stadt Gera zählt ein im Verborgenen liegendes Kulturdenkmal. In den Grenzen des mittelalterlichen Stadtkerns befindet sich eine unterirdische Stadt, für den Nichteingeweihten ein Gewirr von Gängen und Kellern, die das übertägige Areal unterhöhlt.

Die Geraer Höhler

Hier haben sich die Geraer Stadtbürger seit dem Mittelalter ihr eigenes Denkmal geschaffen. Höhler sind eigentlich nichts Besonderes, sie sind Profanbauten (Wirtschaftskeller unter den eigentlichen Hauskellern) des ausgehenden Mittelalters und typisch für Ostthüringen und Westsachsen. So verfügen z.B. auch Altenburg, Zeitz, Glauchau, Crimmitschau und Eilenburg über derartige Bauten.

Aber Gera kann, gemessen an der Vielzahl und am Erhaltungszustand, behaupten einzigartig zu sein. Die Entstehung der Geraer Höhler ist stets im Zusammenhang mit der Stadtgeschichte zu sehen. Wie sich die Städte des ausgehenden Mittelalters in rechtlicher Beziehung als eine Körperschaft eigenen Rechts mit eigenem Gericht hervorhoben, so haben sie auch in wirtschaftlicher Hinsicht gegenüber ihrer ländlichen Umgebung eine besondere Stellung eingenommen. Eine gewisse Zusammenfassung fanden die Privilegien in der "städtischen Bannmeile". Diese Bannmeile untersagte in einem bestimmten Umkreis der Stadt die Niederlassung von Handwerkern und das Brauen und Ausschenken von Bier.

Ein Vorrecht der Stadtbürger in der Zeit vom 15. Bis ungefähr Mitte des 19. Jahrhunderts bestand u.a. in der Verleihung der sogenannten Braugerechtigkeit. Bier war für die Stadt ein wichtiger Wirtschaftsfaktor; neben Brot war es das wichtigste Nahrungsmittel. So war Bier Hauptbestandteil der Morgen- und Abendsuppe, aber auch meist Grundlage des Mittagessens. Als Tischtrunk wurde leichtes Bier gereicht und gab es nur stärkeres Lagerbier, so wurde dies verdünnt.

Das Bier brauten die alten Geraer vom Herbst bis zum 30. April. Dies geschah in 1656 in 9 Brauhäusern und 99 brauberechtigten Häusern. 1853 gab es 6 private Brauhäuser, 1 kommunales Brauhaus und 221 brauberechtigte Häuser.


Brauer bei der Arbeit

Die Biermengen betrugen

  • 1656 ca. 1.169.000 l (11.690 hl) oder 298,5 Erbgebräude
    (es durften aber 358 Gebräude gebraut werden, d.h.ca.560 l/Einw.,
    wobei ein Großteil in die umliegenden Ortschaften verkauft wurde)
  • 1724 ca. 2.534.000 l (25.340 hl) oder 647 Erbgebräude
  • 1753 ca. 3.419.000 l (34.190 hl) oder 873 Erbgebräude

(ein Geraer Gebräude entspricht 3916 l)

Die gut geeigneten Gär-und Aufbewahrungskeller für die Biergebräude zu besorgen, war stets eine Privatangelegenheit der Brauberechtigten. Somit entstanden in dieser Zeit die Mehrzahl der Höhleranlagen unserer Stadt, die eine qualitätsgerechte Lagerung des Bieres bei 12-13°C garantierten. Und Höhlerbier muß qualitativ besser gewesen sein, denn der Preisunterschied einer Kanne Höhler-und Kellerbier betrug 1813 1 Pfennig.

(eine Geraer Kanne entspricht 0,9542 l)

Die Höhler wurden bergmännisch im Locker-als auch Festgestein mit oder ohne Ausbau (Ziegel-oder Natursteinmauerung) aufgefahren, wobei die Bergleute der unwirtschaftlich arbeitenden Geraer Silber-und Kupfererzgruben eine neue Verdienstmöglichkeit fanden. Aber auch die Maurer gingen "höhlern", wie eine Polizeiordnung von 1850 zeigt.

Darum kurz etwas zur Geologie:

Das Stadtgebiet durchzieht von Süd nach Nord das Elstertal, dessen ebener Talgrund durch jungpleistozäne und holozäne Flußsedimente aufgebaut wird. Die im östlichen und nordöstlichen Bereich des Stadtgebietes gelegenen Hochflächen sind größtenteils durch glaziale Ablagerungen der Elsterkaltzeit und die flachen Talhänge von deluvialem Gestein überzogen.

Im Gegensatz zu denen z.B. im Bereich der Greizer Straße gelegenen Höhlern, die im Dolomit des mittleren Zechsteins aufgefahren wurden, sind die Höhler im Bereich des Marktes in den wesentlich jüngeren quartären Abfolgen der Elsteraue angelegt.

Zurück zum Bier. Der Transport der gebrauten Bierfässer in die Höhler erfolgte über leiterähnliche Holzgestelle bzw. wurden sehr große Fässer im Höhler mit eimerähnlichen Hebschäffeln gefüllt. So sind die Geraer Höhler ein historisches Zeugnis der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt in der o.a. Zeit.

Natürlich wurden die Höhler nicht nur für die Lageung von Bier genutzt. Viele Bürger des 15. und 16. Jahrhunders waren Ackerbürger, die ihre Feld- und Gartenfrüchte kühl lagern mußten. Die Geraer Höhler legen aber auch Zeugnis davon ab, wie sich die Bürger im Laufe der Jahrhunderte vor Kriegen, Feuersbrünsten und anderen Katastrohen schützten bzw. wie sich Gassen und Straßen nach einschneidenden Ereignissen, wie z.B. der Feursbrunst von 1780 veränderten.

Bemerkenswert dabei ist, daß trotz aller technischen Entwicklung der mittelalterliche Mensch, als auch der Mensch des 20. Jahrhunderts die Höler als unterirdische Zufluchtsstätte benutzten. So erfüllten die Höhler in den Bombennächten des 2. Weltkrieges wieder ihre lebensrettende Funktion. Die unterirdischen Anlagen boten Schutz beim Durchzug oder Aufenthalt feindlicher Truppen, bei Bränden, bei Unwettern oder sie dienten der Verbringung von Hab und Gut. So vermeldet die Geraer Zeitung vom 7.April 1937 den Fund von 40 Groschen in einem Höhler in der Rittergasse. Die Münzen stammten aus der Mitte des 16.Jahrhunderts.

Die Geraer Höhler dienten aber auch der Wasserversorgung, so kann man heute noch Brunnen feststellen.

Im Verlauf der Jahrhunderte zeigte sich ein Wandel in der Bedeutung der Höhler. Speziell der Übergang von der Hausbrautätigkeit zur gewerblichen und später zur industriellen Brautätigkeit Ende des 19.Jahrhunderts waren Ursache für die rückläufige Bedeutung der Höhler.

Sie gewannen erst wieder an Bedeutung in ihrer Nutzung als Luftschutzanlage. Dazu wurden ab 1935 die meisten Höhler durch Kriechgänge miteinander verbunden.

Nach dem 2. Weltkrieg erlosch das Interesse und erwachte erst im Zusammenhang mit der innerstädtischen Neubebauung und Rekonstruktion, aber nicht nur zum Nutzen der Geraer Höhler. In den Jahren 1975 bis 1980 erfolgte eine fast flächendeckende Vermessung und Bewertung der Höhler, aber durch eine mangelhafte Beachtung der Höhlerproblematik durch die bauausführenden Betriebe auch die teilweise unsachgemäße Abdämmung und Liquidation von erhaltenswerten Höhlern. Mit der Eröffnung des Höhlerrundganges unter dem Steinweg im Jahre 1987 wurden die Höhler für Gera öffentlich und für alle Geraer wieder ein Sinnbild der Geschichte und Identifikationsmöglichkeit mit ihrer Stadt. Der wachsende Besucherstrom seit über 10 Jahren belegt dies eindeutig. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands konnte durch öffentliche und Sponsorenmittel die Möglichkeit geschaffen werden einen weiteren Teil der Höhler im Naturkundemuseum auszubauen und diesen Teil mit den Mineralien Ostthüringens in Verbindung zu bringen.

2. Das historische Erbe

2.1. Zu Bewahrendes

Auffahrungen von Höhlern zu:

80 % in fluviatilen Sedimenten
19 % in Zechsteinsedimenten
01 % im Flußschotter

Anzahl der Höhler: ca. 250 Stk.
Gesamtlänge der Höhlergänge: ca.9 km (mit Bergkellern der Umgebung)
Gesamtnutzfläche der Höhler: ca. 1 ha

2.2 Vereinsziele

Zweck des Vereins zur Erhaltung der Geraer Höhler e.V. sind die Erhaltung, Sanierung und der Schutz der Geraer Höhler.

Unser Ziel ist es die Höhlerproblematik, im Sinne unserer Satzung, verstärkt in das öffentliche Bewußtsein und Interesse zu rücken.

Wir sehen es als unsere Aufgabe:

  • Streitbar für den Bestandsschutz der Höhler einzutreten
  • Das Höhlerkataster durch Zustandsbeschreibungen und Sichtbefunderhebungen zu vervollständigen
  • Prioritätenlisten der Sanierung incl. Sanierungsempfehlungen, Vorschlägen zur sinnvolen Nutzung und Erschließungskonzepten zu erarbeiten
  • Eigentümer und Bauträger zu beraten
  • Mit der zuständigen Abteilung der Stadt auf der Basis einer gemeinsamen Vereinbarung zusammenzuarbeiten
  • Die Höhlersanierung aus Erlösen des Vereins finanziell zu unterstützen

Fazit: Denkmäler erhält man nur, wenn man Leben im Denkmal ermöglicht.
Bestes Beispiel ist die Geraer Hölerbiennale.